Wir möchten ein Gesundheitssystem aufbauen, das einerseits der Erhaltung und andererseits der Wiedererlangung der Gesundheit von Menschen dient. Dazu bedarf es freier, unabhängiger Forschung und einer Zusammenarbeit von Schulmedizin, biologischer Medizin und alternativer Heilmethoden. Nur so kann Genesung als ein individueller, selbstbestimmter Akt eines jeden Menschen verstanden, eingeleitet und begleitet werden. Die Bedeutung pflegender Berufe muss Wertschätzung erfahren, auch finanziell. Der Mensch, sowohl der kranke als auch der heilende, muss wieder im Mittelpunkt stehen. Das gelingt nur, wenn die in den letzten 20 Jahren erfolgte Privatisierung von Gesundheitsverantwortung durch profitorientierte Klinik- und Pharmakonzerne wieder in die Verantwortung der Gemeinschaft übergeht.
„Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird.“
Albert Schweizer
Warum Erkrankte im vorhandenen System meistens nicht optimal versorgt werden:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, heißt es im ersten Artikel des Grundgesetzes. Das beinhaltet auch das Recht eines jeden Menschen auf eine angemessene medizinische Versorgung. Die Praxis ist eine andere.
Fest steht, in Deutschland gibt es eine Zwei-Klassen-Medizin, was zutiefst unethisch ist. Kassenpatienten bekommen nicht immer die medizinische Versorgung, die sie brauchen. Aber auch Privatversicherte erhalten nicht unbedingt das, was ihrer Gesundung dient: Zu groß ist die Versuchung, die teuer eingekaufte Medizin-Technik gewinnbringend einzusetzen und auf Eingriffe mit hohen Abrechnungspauschalen zu setzen. Dazu gehören auch unnötige operative Eingriffe. 2020 ergab eine Studie der Techniker Krankenkasse, dass viele der jährlich ca. 7 Millionen Operationen in Deutschland überflüssig sind. Diese belasten nicht nur die Krankenkassen, sondern setzen die Patienten unnötigen Risiken aus, deren mögliche Folgen dann wiederum teure Weiterbehandlungen nach sich ziehen. Vom Leid der Betroffenen ganz zu schweigen. In Krankenhäusern wird nur noch profitorientiert gehandelt. Das geht zu Lasten der Patienten und des Personals. Die Personaldecke wird immer dünner, der Stellenschlüssel immer kleiner, die Vergütung in der Pflege bleibt miserabel, das Arbeitspensum steigt ins Unerträgliche. Die Folgen: Die qualitative Betreuung und Versorgung der Patienten kann nicht mehr gewährleistet werden. Menschlichkeit und Mitgefühl, individuelle Pflege und Medizin sind „wegrationalisiert“. Eine Behandlung im Sinne einer ganzheitlichen und präventiven Sicht, die den Ursachen eines Leidens auf den Grund geht, ist unter diesen Umständen unmöglich. Immer mehr Pflegekräfte sind am Ende ihrer Kräfte und orientieren sich beruflich um; der Nachwuchs bleibt aus. Bei den Ärzten ist es zu einer Steigerung der zu betreuenden Patientenzahl gekommen. Dies geht zu Lasten der qualitativen, medizinischen Versorgung. Übermüdete Mediziner in der Notfallambulanz und am OP-Tisch sind keine Seltenheit. Die Anzahl der zu leistenden 24 Stunden-Dienste ist durch den personalschlüsselbedingten Ärztemangel gestiegen. Fallen Kollegen krankheitsbedingt aus, verschärft sich die Situation zusätzlich. Während die Kosten auf diese Weise für die Klinikbetreiber sinken, gehört das deutsche Gesundheitssystem nach wie vor zu den teuersten weltweit. Hier findet der Betrug an der Solidargemeinschaft statt: Die gemeinsamen Krankenkassenbeiträge werden nicht mehr im Sinne der erkrankten Menschen betrachtet und verwendet, sondern nach Gewinnmöglichkeiten ausgequetscht und an einzelne Profiteure ausgezahlt.
Daran schließt sich die Rolle der Pharmaindustrie an. Der Umsatz mit Arzneimitteln lag 2019 weltweit mit insgesamt etwa 1.007,44 Mrd. Euro rund 3,2 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der deutsche Pharmamarkt erzielte 2019 einen Umsatz von über 47 Milliarden Euro. 2019 wurden Pharmazeutika im Wert von 82,8 Mrd. Euro aus der Bundesrepublik Deutschland ausgeführt. Ein lukratives Geschäft. Eigentlich sollen Medikamente den Menschen helfen und der Gesundheit dienen. Doch die Realität sieht anders aus. Das gegenwärtige System der Arzneimittelproduktion, -vermarktung und -überwachung ist gescheitert. Arzneimittelhersteller schließen mit gesetzlichen Krankenkassen Rabattverträge ab: Wenn du mein Produkt gegenüber anderen bevorzugst, bekommst du einen Rabatt darauf. Genauso werden verschreibende Ärzte und Kliniken beeinflusst. Da Werbegeschenke nur im Wert von bis zu zehn Euro angenommen werden dürfen, kommt es nicht selten zu „Fortbildungsangeboten“. Zudem werden die meisten Arzneimittelstudien vom Hersteller selbst durchgeführt, was das Ergebnis oft verfälscht. Es ist davon auszugehen, dass ein großer Anteil der Medikamente auf dem Markt überflüssig und schädlich ist. Die Skandale der Vergangenheit sprechen hier eine deutliche Sprache. Enge Bande zwischen Politikern und Pharmalobby, wie es z. B. bei Jens Spahn oder der EMA-Präsidentin Emer Cooke der Fall ist, sind inakzeptabel. Kritiker warnen schon lange davor, dass die Pharmafirmen die restlichen Akteure im Gesundheitssystem beeinflussen. Zunehmend wirken sie auf die Medizin, die Forschung und die Meinung in der Öffentlichkeit ein. Es besteht ein Interessenkonflikt. Dieser gefährdet sowohl das Patientenwohl als auch die Forschungsqualität. Profitstreben Einzelner steht immer im grundsätzlichen Widerspruch zu solidarischen, ethischen und medizinischen Zielen. Es ist Zeit, die an die Gier Einzelner verschwendeten Gelder wieder dort zu investieren, wo sie hingehören:
In unsere Gesundheit.
J. C.
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/_inhalt.html
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/medizin/pharmaindustrie/index.html
https://lobbypedia.de/wiki/Jens_Spahn
https://www.youtube.com/watch?v=Gvmq_zACJnY Arte Doku: „Cholesterin, der große Bluff“
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